Die Katzmair von München und ihre Nachfahren

Die Katzmair waren einst eine der einflussreichsten und wichtigsten Familien in München. Als Teil der patrizischen Elite der Stadt "regierten" sie als Mitglieder des äussern und inneren Rates der Stadt. Wie einige der alten Familien der Stadt, wie die Astaler und Pötschner, starben auch die Kazmaier schlussendlich in München aus. Im Jahre 1533 starb mit Georg III der letzte männliche Nachkomme. Ein unehelicher Sohn, dessen Taufname ungenannt bleibt, hinterlässt im frühen 16. Jahrhundert keine weiteren Spuren. Möglicherweise hat er jedoch den Namen aus München fortgetragen und so für den Erhalt gesorgt.

1. Martin I1 Katzmair wurde um 1286 in München geboren, wo er um 1336 starb. Er heiratete die Münchener Bürgerstochter Sophie Küchel, die Tochter von  Ludwig I Küchel, der erstmals als Mitglied des Rates am  25.02.1335 erwähnt wird. Sie hatte drei Brüder, Heinrich, Liebhart and Ludwig II.

 

Seit 10.02.1318 tritt Martin I als Mitglied des Rates von München in Erscheinung. 1319 wird er als Pfleger des Salzes erwähnt und fungiert ab 1329 als Kämmerer der Stadt. Seit dem 24.08.1334 taucht er als Mitglied im inneren Rat der Stadt auf und ab dem 25.02.1335 als geschworener Rat.

Martin I Katzmair und Sophie Küchel hatten 4 Kinder:

2 i Anna2 Katzmair, geboren und gestorben in München.

Nach 1353 heiratete sie Heinrich II Rudolph, geboren 1310 in München, gestorben zwischen dem 22.02.1378 und dem 26.03.1378 in München. Er findet erste urkundliche Erwähnung  in München am 22.01.1333. Zwischen 1334 und 1340 war er einer der Stadtämmerer und  von 1365 und 1374 war er der Bürgermeister der Stadt. Im Jahre 1377 wird er als Hochmeister des Heiliggeistspitals erwähnt. In den Jahren 1367-1369 und 1375 ist er laut den Stadtkammerrechnungen der zweitreichste Mann in München. Er ist der Sohn von Heinrich I Rudolph, der seit 10.02.1318 als Ratsmitglied auftaucht, ab 1320 im inneren Rat, und Katharina Weissenfelder. Anna war Heinrichs zweite Frau, seine erste Gattin, Katharina Pötschner starb am 14.08.1353. Die Rudolphs erscheinen ebenfalls als eine der wichtigsten und einflussreichsten Familien Münchens. Sie werden es sein, die 1533 nach dem Tod von Georg III, dem letzten männlichen Katzmair in München, deren Erbe übernehmen.

3 ii Jakob2 Katzmair

4 iii Johannes I2 Katzmair, gestorben am 30 Nov 1384 in München. Er heiratete Elisabeth Rudolph.

5 iv Konrad2 Katzmair, gestorben am 29 Dec 1346 in München. Zwischen 1337 und 1346 tritt er mehrmals als Mitglied des inneren und äusseren Rates in Erscheinung. Am 12.08.1346 wird er als geschworener Rat erwähnt.

Generation 2

4. Johannes I2 Katzmair (Martin I1), gestorben am 30 Nov 1384 in München. Er heiratete Elisabeth Rudolph, gestorben am 2. July 1405 in München. Seit 1362 tritt Johannes wiederholt als Mitglied des inneren und äusseren Rates der Stadt auf. 1367 wird er als Kirchenpropst erwähnt und ab 1372 als geschworener Rat. Er war Kaufmann und handelte mit Wein und Pferden. Am 8. September 1369 kauft Johannes Katzmair den kompletten Wörthsee einschliesslich sämtlichen Inventars und der sich darin befindlichen Insel.

Johannes I Katzmair und Elisabeth Rudolph hatten 4 Kinder:

6 i Agnes I3 Katzmair, starb zwischen September 1415 und November 1416 in München. Sie heiratete Heinrich Schluder aus München, gestorben um 1369 in München. Heinrich wurde 1317 zusammen mit seinem Vater Konrad, nach Auseinandersetzungen über die Ratsverfassung, der Stadt verwiesen. Nach seinem Tod 1369 kehrte Agnes nach München zurück und heiratete zwischen 1370 and 1371 Erwart Herwart aus Augsburg der um 1375 in München verstarb. 

7 ii Georg `Joerg`3 Katzmair, gestorben 5 Mar 1417 in München. Er heiratete Katharina Käuzl.

8 iii Hans II3 Katzmair, nach 1364 in München geboren und vor 1384 dort gestorben.

9 iv Martin II3 Katzmair, geboren in München und vor 1384 dort gestorben.

Generation 3

7. Georg `Jörg`3 Katzmair (Johannes I2, Martin I1), in München geboren und am 5 März 1417 in München gestorben. Er heiratete Katharina Käuzl aus dem damals noch bayerischen Salzburg (Oesterreich war damals noch unbekannt). Sie verstarb am 14 Apr 1427 in München.

Seit 1386 erscheint 'Jörg' mehrfach als Mitglied des inneren und äusseren Rates der Stadt und ebenfalls als Bürgermeister der Stadt. Grösste Beachtung findet sein Bericht "München unter der Vierherzog-Regierung 1397-1403" über die Unruhen in München zwischen 1397 und 1403 als eines der wenigen Zeugnisse Münchener Geschichtsschreibung des frühen 15. Jahrhunderts.
Er musste am 03.08.1398 aus der Stadt fliehen, verlor sein gesamtes Vermögen. Er flüchtet an den Hof der Herzöge Ernst und Wilhelm und konnte erst 1403 nach München zurückkehren. Schliesslich erhielt er nach den Schlichtungen des Jahres 1404 sein Hab und Gut  zurück und seine Stellung als Bürgermeister wurde wieder hergestellt.
Georg `Joerg` Katzmair und Katharina Käuzl hatten 3 nachgewiesene Nachkommen: 

10 i Agnes II4 Katzmair, vor 1424 in München geboren.

Agnes war scheinbar Nonne im Franziskanerkloster "St. Jakob am Anger" . Das dortige Frauenkloster St. Klara war seit dem frühen 13. Jahrhundert der Startpunkt des bayerischen Teils des Jabobsweges - des"El Camiño de Santiago".

Kloster St. Klara bei St. Jakob am Anger

11 ii Hans III4 Katzmair , um 1398 in München geboren und um 1420 dort gestorben.

12 iii Martin III4 Katzmair, um 1401 in München geboren and gestorben am 4 Nov 1481 in München . Er heiratete Anna Pötschner.

Generation 4

12. Martin III4 Katzmair (Georg `Joerg`3, Johannes I2, Martin I1) wurde um 1401 in München geboren wo er auch starb am 4 Nov 1481. Er heiratete Anna Pötschner, ebenfalls aus München, die Tochter von Peter Pötschner und Anna Schrenck. 1429 wird Martin II. als Ratsmitglied und 1430 als erster Kämmerer des Stadt. Im May 1431 hatte er erstmalig das Bürgermeisteramt inne und als solcher verweigerte er den Funktionären der Fronleichnamsprozession das "Geyrenmall und Fressgeltt". Durch die Versagung jener bis dahin üblichen Festigkeiten auf Kosten der Stadt verursachte er einen Skandal. In den 1430er Jahren findet man Martin Katzmair mehrfach als Rechtsprecher am Hofgericht und als Mitentscheider ("veriecher") in Fällen des Schiedsgerichts. In den Jahren 1459 bis 1465 wird er durchgängig als "Hauptmann des Inneren Rates für das Kirchviertel" in den Ratsprotokollen erwähnt.

Martin's Grossvater Hans I kaufte 1369 von den Greifenbergern den Wörthsee samt Insel und Zubehör. Martin's beträchtliche finanzielle Mittel ermöglichten ihm den Bau eines Schlosses auf der Insel welches er 1446 in Auftrag gab.

Schloß Wörth auf der 'Mausinsel' im Wörthsee

Umgangssprachlich wird die kleine Insel heute auch "Mausinsel" genannt. Eine alte Legende sagt, dies sei, weil vor Hunderten von Jahren auf dem Schloß in Seefeld ein Graf lebte, der, obwohl er ein immenses Vermögen sein Eigen nannte, sehr hartherzig war. In keinem anderen Gebiet waren die Bauern so arm wie hier, aber der Graf presste noch das Letzte aus seinen Untertanen heraus.

Eines Tages brach eine große Hungersnot unter der Landbevölkerung aus, aber der Graf war unberührt, daß sein Volk auf den Straßen verhungern mußte. Im Gegenteil, er machte sich lustig über die, denen es schlecht ging und nichts zu essen hatten, und veranstaltete ein üppiges Fest. In der Nacht, in der das Gelage stattfand, versammelten sich viele der Armen vor dem Schloß des Grafen und klagten um Hilfe und Speise. Der jähzornige Graf wurde wütend und befahl seinen Wächtern, die Bettelnden einzulassen und dann die Tore zu schließen. Dann sollten die Wächter die Armen in eine Scheune locken, ihnen Nahrung versprechen, und wie dies geschehen war, befahl der Graf: "Zündet die Scheune an!". Die Wachen trauten ihren Ohren nicht, aber sie gehorchten seinem Befehl. Die Scheune wurde in Brand gesetzt, und die Armen wurden lebendig verbrannt. Sie schrien und bettelten um Gnade, und dass der Graf sie vor dem Tod durch das Feuer erretten solle, aber er lachte nur höhnisch und antwortete: "Ihr wolltet doch, dass ich Euch von Eurem Elend erlöse!". Nach einiger Zeit wurde das Klagen ruhiger und der Graf sagte zu seinen Wärtern: "Hört Ihr die wimmernden Mäuse und Ratten, bald ist das Gesindel ausgemerzt."


Er ging zurück zu seinem Schloss, aber dieses wurde bald von einer schreckliche Rattenplage heimgesucht, der man nichts entgegen zu setzen wusste. Da die Ratten und Mäuse sogar das Essen des Grafen von seinem Teller stahlen, floh er zu seiner kleinen Burg auf der Insel im Wörthersee. Hier, dachte er, war er vor der Pest sicher, aber er irrte sich. Die Ratten und Mäuse folgten ihm auf die Insel, und es gab nichts, was gegen die Tiere getan werden konnte, und so kam es, wie es kommen mußte, und die Ratten aßen den Grafen. Dann verschwanden sie spurlos von der Insel und vom Schloss Seefeld. Seither wird die Insel im Wörthsee auch "Mausinsel" genannt.

Heute steht die Insel und der See im Privateigentum der Grafen von Toerring-Jettenbach, einem der ältesten oberbayerischen Adelsgeschlechter, und ist daher leider nicht öffentlich zugänglich.


1468, im Jahr der Grundsteinlegung der Frauenkirche,  wird er urkundlich als "kirchenpropst Martein Katzmair von innderm rat" erwähnt. 1476 finden wir ihn abermals als Stifter eines Seelhauses für 7 bis 10 christliche Jungfrauen und Frauen in der Fingergasse und letzmals erwähnt wird er 1477 als Stifter einer täglichen Messe in seiner Kapelle in der Frauenkirche.

Aus der Ehe von Martin III. Katzmair und Anna Pötschner gingen drei Kinder hervor:

13 i Anna5 Katzmair, geboren um 1425 in München und ebendort verstorben. Sie war verheiratet mit Balthasar I Ridler, geboren um 1410 ebenfalls in München, gestorben um 1491 in München.

14 ii Georg II5 Katzmair, um 1430 in München geboren und dort am 24. Juni 1485 verstorben. Er ehelichte in erster Ehe Dorothea Stupf und nach ihrem Tod 1471 Beatrix von Hausen.

15 iii Hans IV5 Katzmair, um 1435 in München geboren und um 1494 in München gestorben. Seine Gattin, Clara Ridler, starb nach dem 28. July 1536 in München. Hans IV war Mitglied des äusseren Rates der Stadt München  zwischen 1484 un 1486.

Generation 5

14. Georg II5 Katzmair (Martin III4, Georg `Joerg`3, Johannes I2, Martin I1), um 1430 in München geboren und dort am 24. Juni 1485 verstorben. Er ehelichte in erster Ehe Dorothea Stupf und nach ihrem Tod am 19. Dezember 1471 heiratete er abermals, Beatrix von Hausen, die ebenfalls um 1485 gestorben sein soll. Eine dritte Ehefrau kann nicht namentlich nachgewiesen warden wird jedoch in der Chronik der Schrenck's erwaehnt: "... und wiederumb ain leichtfertig weib, darmit er all sain guet vertan, ain drite hausfrau".

Mit Dorothea Stupf hatte Georg II Katzmair einen Sohn und eine Tochter:

16 i Hans V6 Katzmair, zwischen 1450 und 1471 in München  geboren und ebenda um 1515 verstorben. Er war mit der, namentlich nicht bekannten, Tochter von Hans Schluder zu Weilbach verheiratet.

17 ii N.N.6 Katzmair. Der Vorname und die näheren Lebensdaten der Tochter bleiben unbekannt, jedoch war sie mit Albrecht Fröschel verheiratet.

Aus der Ehe mit Beatrix von Hausen hatte Georg zwei Söhne:

18 i Jakob II6 Katzmair, um 1472 in München geboren, war zwar verheiratet aber wir wissen nichts über seine Frau.

19 ii Niklas6 Katzmair, nach 1471 in München geboren und 1523 in München  gestorben, war mit Katharina Rudolph verheiratet.

Generation 6

18. Jakob II6 Katzmair (Georg II5, Martin III4, Georg `Joerg`3, Johannes I2, Martin I1), um 1472 in München geboren und dort auch verstorben, war anzunehmenderweise schwer krank. Eine Urkunde vom 27.01.1506 bezeugt, dass sein Bruder Hans V. ihn und seinen unehelichen Sohn "plödigkeitshalber seins leibs" zu sich nahm und für ihn zu sorgen. Zu dieser Zeit wohnten sie am Rindermarkt 7B.

Jakob's Sohn, dessen Namen wir nicht erfahren, muss somit vor 1506 geboren sein. Er wird es wohl sein, der, bei seinem Onkel Hans V. aufgewachsen, nach dem Aussterben der Katzmair in München den Namen behalten und fortgeführt hat. Urkundlich finden wir ihn nicht mehr erwähnt.
Nachdem sein Cousin Georg III 1533 starb war er wahrscheinlich der letzte lebende Katzmair in München. Nichtsdestotrotz war er vom Erbe ausgeschlossen, welches komplett an die Rudolphs, die nächsten lebenden Verwandten Georg's von Mutter's Seite, namentlich Paul Rudolph und seine Schwester Margaretha, ging.

19. Niklas6 Katzmair (Georg II5, Martin III4, Georg `Joerg`3, Johannes I2, Martin I1), in München nach 1471 geboren und um 1523 dort verstorben und verheiratet mit Katharina Rudolph, der Tochter von Thomas I Rudolph und Veronica Schluder.

Niklas Katzmair und Katharina Rudolph hatten zwei Kinder:

21 i Barbara7 Katzmair, wohl jung gestorben am 10. August 1520 in München. Auf ihrem Grabstein: "anno 1520 des 10. tages octobris starb jungfrau Barbara, Niclas Kaczmars dochter".

22 ii Georg III7 Katzmair, auch er wurde wohl nicht allzu alt, genaue Daten fehlen. Er dürfte vor 1523 geboren und um 1533 in München gestorben sein.

Barbara Katzmairs Grabplatte